Hallo, du bist nicht eingeloggt. Registrieren?  

special

Sonic: Höhe- & Tiefpunkte eines Igels

Artikel erstellt von Sebastian Küpper am 05.05.2011
zurück | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | weiter

Ein weiterer Versuch Segas, den drohenden Verlusten im Hardwaremarkt entgegenzuwirken, war es, ein Add-On nach dem anderen zu veröffentlichen – nur um damit gänzlich seine Marktposition zu ruinieren. Während das Sega CD immerhin noch einen Achtungserfolg verbuchen kann und das noch immer von vielen gefeierte Sonic CD beheimatet, sieht das beim 32X schon anders aus. Nicht einmal ein Jahr vor Release der eigenen 32-bit Konsole hatten die Japaner die Idee, mit diesem Add-On, das das Mega Drive mit einem 32-bit-Prozessor ausstattete, den Markt aufzuwühlen. Abgesehen von einigen Arcadeports ist das einzige nennenswerte Spiel, das hierbei herumgekommen ist, Knuckles Chaotix. Ursprünglich als Sonic 4 in der Mache gewesen, waren sich die Macher offenbar nicht sicher, ob dieses Spiel den vierten Teil der Reihe markieren sollte und setzten kurzerhand Knuckles als Fronthelden ein. Auch wenn das Leveldesign zu gefallen wusste und die Technik für Mega Drive Verhältnisse beeindruckend war, konnte das Partnerkonzept des Spiels nicht eben fesseln. In Knuckles Chaotix war man nämlich nicht allein, sondern immer mit einem angeketteten Partner unterwegs. Dieser wurde oftmals mehr zum Hindernis als zu einer Hilfe und zudem waren so manche Effekte nahezu unberechenbar. Aus allen Spielen dieser Negativliste ist Knuckles Chaotix sicher das beste und für Sonic-Fans auch einen Blick wert, das unnötige und nervige Partnerkonzept, gepaart mit dem schwächeren Leveldesign im Vergleich zur Hauptreihe machen das Game dennoch zu einer Enttäuschung.

Keinesfalls weniger enttäuschend war, wie Sega Sonic auf dem Saturn behandelt hat. In der kurzen Lebenszeit der Konsole schaffte Sonic abgesehen von einem Cameo-Auftritt in NiGHTS into Dreams und dem bereits angesprochenen Sonic 3D Blast nur noch mit zwei weiteren Spielen den Sprung auf den deutschen Markt. Sonic Jam war allerdings schlicht eine Sammlung der Mega Drive Titel mit optionalem niedrigeren Schwierigkeitsgrad und Sonic R, wieder Travellers Tales, war ein ziemlich gewöhnungsbedürftiges Rennspiel. Das sagenumwogene Sonic Xtreme, die Antwort auf Super Mario 64 werden sollte, wechselte mehrfach den Entwickler, wurde vom japanischen Mutterkonzern torpediert wo es nur ging und ist nach einer mehr als schwierigen Entwicklungsphase schnell in der Versenkung verschwunden, ohne je seine Fertigstellung zu erleben.

Nach mehreren Jahren der Abstinenz durfte Sonic in Sonic Adventure sein Comeback feiern – und das durchaus erfolgreich. Doch auch wenn Sonic Adventure in Teilen sicher eher eine positive Erfahrung ist, müssen wir an dieser Stelle beginnen, einzelne Teile von Spielen zu betrachten. Sonic Adventure brachte nämlich mit einem enorm langweiligen Angel-Abenteuer rund um Big und einem ungenießbaren Wegrenn-Plot um Amy echte Langweiler mit sich. Auch die Oberwelt war ein wahrer Graus, so dass trotz aller guten Aspekte Sonic Adventure mit Sicherheit einer der durchwachsendsten Titel der Reihe ist. Diesen Eindruck verschärft auch die unfassbar schlechte technische Umsetzung, die gerade in der japanischen Originalversion sauer aufstoßen lässt. Sonic fällt durch massive Böden und die Kamera spinnt völlig, wenn Tails sich in eine ungünstige Lage begibt. Derartige Patzer dürfen schlicht nicht sein.

Deutlich polierter mag Sonic Adventure 2 daher gekommen sein, doch auch das zweite Dreamcast-Abenteuer wurde von gar schrecklichen Episoden heimgesucht. Knuckles und Rouge waren in diesem Spiel auf der Suche nach Teilen des Master Emeralds und mussten weitläufige Level nach den zufällig verteilten Steinen durchsuchen. Ganz abgesehen davon, dass die Kamera dieses Gameplay in keiner Weise unterstützt hat und die Suche schlicht zu einem langweiligen Blinde-Kuh-Spiel verkommen ist, seien insbesondere die Weltraumlevel Meteor Herd und Mad Space erwähnt. Diese zeichnen sich dadurch aus, unheimlich weitläufig, verwirrend und nervig zu sein, so dass nicht wenige Spieler frustriert den Controller in die Ecke geworfen haben.

Bevor Sonic den Sprung in die nächste Generation wagen konnte, musste erst noch sein Alter Ego sein Talent zur Fan-Vertreibung unter Beweis stellen. Shadow the Hedgehog ist das erste und zum Glück bislang einzige Spiel mit Shadow in der Hauptrolle. Konzeptuell mag das Game zunächst gar nicht wirklich missfallen. So hat enthält Level drei verschiedene Missionen, eine gute, eine schlechte und eine neutrale Mission. Je nachdem, welche Wahl man trifft, verläuft das Spiel unterschiedlich und die Geschichte passt sich an die Entscheidungen des Spielers an. Doch hat man sich bei Sega überlegt, dass der Unterscheidungspunkt, mit dem Shadow im Vergleich zu seinem blauen Kumpel aufwarten kann, Waffengewalt sein sollte. Das hat nicht nur zur Folge, dass man permanent anhalten muss, um Waffen aufzulesen oder abzufeuern, sondern zudem, dass jedes zweite Monster mit einer riesigen Energieleiste daher kommt und den Spieler somit in den Wahnsinn treibt. Einzelne Missionen ließen sich durchaus auch in klassischer Sonic-Manie spielen und stellten kleine Lichtblicke dar, doch selbst diese wurden durch eine sehr schwammige Steuerung nicht selten verdorben. Das konfuse und unsympathische Leveldesign trug sein Übriges dazu bei, dass Shadow the Hedgehog bis heute als ein Musterbeispiel für ein gescheitertes Spielkonzept steht. Das etwa zeitgleich erschienene und ebenfalls alles andere als beeindruckende Sonic Riders gerät da gleich ins Hintertreffen.

neue artikel

neue videos

neue screenshots