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Koramu-Sonderausgabe

Artikel erstellt von Jens Sobotta am 19.03.2011
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Weitere Event-Absagen kommen unter anderem von Microsoft, die ab dem 19. März eine Promotion-Tour von Hiroshima über Fukuoka, Chiba, Kyoto und Kobe mit dem „Kinect Experience Caravan Car Event“ abhalten wollten. Zwar liegt keine dieser Städte in denen vom Erdbeben zerstörten Gebieten, aus Respekt vor den Opfern verschob man die Tour allerdings. Weitere nennenswerte Event-Absagen sind beide Blazblue Continuum Shift II Demo-Events, die eigentlich am 12. und 13. März in Osaka hätten stattfinden sollen sowie das „Monster Hunter Festa 2011 Fukuoka Installment Event“. Zusätzlich hat Capcom die weiteren Stationen in Nagoya, Tokyo, Sendai, Sapporo sowie Osaka abgesagt, gefolgt von diversen Monster Hunter-Turnieren. Passend zur Absage des Dead or Alive Dimension-Blogger Events hat Tecmo Koei auch den Release des 3DS-Prügelspiels auf ein unbestimmtes Datum verschoben. Ursprünglich sollte das Game am 24. März 2011 in Japan erscheinen.

Die wohl größte Auswirkung der Katastrophe in Bezug auf die japanische Videospielindustrie ist hingegen von Irem vermeldet worden. Eigentlich für dieses Frühjahr geplant, hat man die Entwicklung an Disaster Report 4 (PS3) komplett (!) eingestellt. Auf der offiziellen Webseite entschuldigte man sich in einem knappen Text bei allen Fans, die bereits sehnsüchtig auf das Spiel gewartet hatten. Ob Irem das Spiel zu einem anderen Zeitpunkt vielleicht doch noch veröffentlichen wird, ist ungewiss. In der Disaster Report-Reihe (Teil 2 für PS2 erschien unter Raw Danger auch im Westen) muss der Spieler in einem Naturkatastrophen-Szenario mit Erdbeben und Überschwemmungen überleben. Hierfür achtet man auf seine Körpertemperatur, nimmt Nahrung zu sich, hilft anderen überlebenden und trifft folgeschwere Entscheidungen. Der komplette Entwicklungsstopp kommt ein wenig überraschend, denn bereits Teil 2 und 3 wurden in Japan aufgrund Tsunami-Überschwemmungen lediglich um ein paar Monate verschoben. In Anbetracht der schwersten Katastrophe der japanischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg hat man aber wohl aus Respekt vor den Opfern, wohl auch um sein eigenes, gutes Image zu wahren, aber lieber den Stecker gezogen. Da das PlayStation Move-unterstützende Spiel aber bereits nahezu fertig gestellt war, dürfte dem eher kleinen Studio nach dem Entwicklungsstopp ein finanzieller Schaden entstehen. Ironischerweise kletterte Disaster Report 4 die Amazon Japan Pre-Order-Charts kurze Zeit nach dem Erdbeben relativ weit nach oben. Ob man sich bei Irem noch mal um entscheiden wird?

Überhaupt ist schwer zu sagen, ob die japanischen Entwickler eine Konsequenz aus den Ereignissen ziehen werden. Möglich wäre eine bewusste, zeitliche Zurückhaltung von Spielen, die in einem Katastrophenszenario spielen, gleichzeitig aber auch eine interaktive Form der Situationsbewältigung. Ein spielbares „gaman“ sozusagen. Release-Verschiebungen um einige Wochen von sich derzeit in Entwicklung befindlichen Spielen, beispielsweise Shadow of the Damned von Grasshopper, könnten ebenfalls auftreten, je nachdem wie lange die Entwicklerbüros geschlossen bleiben. Denn auch wenn man so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren möchte, werden die Aufbauarbeiten in den betroffenen Gebieten Jahre dauern. Das Ausmaß der Katastrophe ist schlimmer als nach dem Erdbeben in Kobe 1995, da noch immer viele Gebiete im Norden schwer zu erreichen sind. Und dann ist da noch das Atomkraftwerk in Fukushima, dessen Situation weiterhin kritisch und ungewiss bleibt.

Wer spenden möchte, kann dies zum Beispiel über das Deutsche Rote Kreuz tun. Einnahmen der weltweit um eine Woche im Preis reduzierten iOS-Version von Street Fighter IV gehen auf ein Spendenkonto in Japan. Zusätzlich hat Capcom angekündigt, 100 Millionen Yen für die Opfer der Naturkatastrophe zu spenden. Außerdem setzt man die Monatsgebühren für die vom Erdbeben oder Tsunami betroffenen Monster Hunter Frontier Online-Spieler aus. Auch andere Spielefirmen wie beispielsweise Nintendo (300 Millionen Yen), Namco Bandai (100 Millionen Yen), Sega-Sammy (200 Millionen Yen), Tecmo Koei (10 Millionen Yen) oder Sony (300 Millionen Yen sowie 30.000 Radios) beteiligen sich an den Spenden.

Zum Abschluss bleibt mir mein aufrichtiges Beileid an alle Familien, die ihre Freunde, Bekannte oder Verwandten bei dem Unglück verloren haben auszudrücken. Eine Stadt kann man wieder aufbauen, Menschenleben hingegen nicht. Die Bilder sind nach wie vor schrecklich, das Leid nur im Ansatz für unsereiner zu verstehen. Wie zu Beginn dieser Sonderausgabe fehlen mir die Worte, so betrübt bin ich über die aktuelle Situation. Alles was wir zumindest tun können, ist mit unseren Gedanken beim japanischen Volk zu sein, das unsere Hilfe in diesen schweren Stunden so dringend wie nie benötigt. Hoffen wir, dass weitere Hiobsbotschaften, insbesondere zum Atomkraftwerk in Fukushima, ausbleiben. Das Tohoku-Erdbeben und der Tsunami haben Leid und Trauer ins Land des Lächelns gebracht, eine nukleare Katastrophe würde den Inselstaat noch schlimmer als sowieso schon treffen. Hoffen wir, dass über Japan bald wieder die Sonne aufgeht.

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