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Die Valve-Strategie

Artikel erstellt von Marco am 29.09.2013
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Während Sony und Microsoft im November ihre neuen Konsolen PlayStation 4 und Xbox One in die Läden bringen wollen, droht beiden Lagern Ungemach. Valve will mit seinem Steam OS und Konsolen auf dessen Basis ganz vorne dabei sein. Müssen Microsoft und Sony nun zittern? Eine Analyse des Ist-Zustandes.

Wirbel auf dem Markt der Videospiele. Im Januar diesen Jahres wurde Steam OS ins Spiel gebracht. Kurz darauf folgte die Ankündigung, auch Konsolen auf Steam OS-Basis auf den Markt bringen zu wollen. Konkret wurde das Vorhaben vor wenigen Tagen: Steam OS als quelloffenes PC-Betriebssystem und Steam Machines kommen 2014 auf den Markt. Noch in diesem Jahr soll ein großer Beta-Test mit ausgewählten Migliedern der Steam-Community stattfinden. 300 Prototypen der Steam Machine sollen den Beta-Testern zugeschickt werden. Am Freitag wurde als wohl letzte Pre-Beta-Ankündigung ein revolutionärer Steam Controller vorgestellt, mit dem sich Steam, Steam OS und Steam Machines steuern lassen. Doch warum will Valve nun ganz vorne mitmischen? Wir blicken zurück.

 

Valves Traum: Die Eroberung des Wohnzimmers. (Bild: Valve)

 

Steam, Windows 8 und Linux

Mit seinem Online-Dienst Steam hat sich Valve in einer zehnjährigen Geschichte zum iTunes der PC-Games gemausert. Wenn es um PC-Spiele geht, kommt man um Steam kaum mehr herum.

Doch das neue Microsoft Betriebssystem Windows 8 wird vom Unternehmen als Bedrohung wahrgenommen. Microsoft setzt seit Windows 8 auf den Microsoft-Store, aus dem zukünftig alle Windows-Programme stammen sollen. Bis dato kann man Windows-Programme noch von Datenträgern oder von anderen Download-Quellen installieren. Doch Valve befürchtet, dass dies bald der Vergangenheit angehören und Windows zu einem geschlossenen System wie Apples iOS werden könnte. Im Sommer 2012 poltert Valve-Chef Gabe Newell gegen Microsoft: „Windows 8 ist eine Katastrophe für jeden im PC-Bereich. Ich nehme an, wir werden einige der wichtigsten Erstausrüster verlieren, die diesen Markt verlassen werden. Die Gewinnspannen werden wegen ein paar Leuten zerstört. In diesem Fall ist es ratsam, sich gegen diese Möglichkeit abzusichern.“

Kurz darauf kündigte Valve an, sich zukünftig Linux öffnen zu wollen. Laut Valve sei die bisher wenige Verbreitung von Linux auf PCs, Note- und Netbooks der Tatsache geschuldet, dass es bisher wenig Unterstützung seitens der Spielehersteller gab. Das wolle man nun ändern. Es folgte eine Steam-Version und zahlreiche Spiele-Portierungen für das Betriebssystem Linux. Im Januar diesen Jahres ging man einen Schritt weiter. Ein Valve-eigenes Linux-Betriebssystem namens „Steam OS“ wurde ins Spiel gebracht. Kurz darauf folgte die Ankündigung, auch Konsolen auf Steam OS-Basis auf den Markt bringen zu wollen.

 

Der Steam-Store wirbt mit der Expansion des Steam-Universums ins Wohnzimmer.

 

Die Xbox One-Blamage

Währenddessen nennt Microsoft im Mai erste Details zur Xbox One. Doch diese sind für die Xbox-Gemeinde alles andere als ein Grund zur Freude. Rigide Maßnahmen wie die Blockierung von Gebrauchtspielen, sowie der Online- und Kinect-Zwang trieben vor dem Hintergrund des NSA-Skandals die Xbox-Fans auf die Barrikaden.

Microsoft versagte im darauffolgenden Krisenmanagement, blieb eisern und lies sich sogar zur Äußerung hinreisen, wer ohne Online-Zwang spielen wolle, für den hätte man bereits das passende Produkt auf dem Markt: Die Xbox360. Ein Shitstorm folgte.

Auf der E3 stahl Sony Microsoft die Show, indem man taktisch klug klarstellte, dass bei der kommenden PlayStation 4 weder eine Blockierung von Gebrauchtspielen, noch Online- oder Kamerazwang vorhanden seien. Viel mehr noch: Die Kamera wurde aus dem Lieferumfang verbannt, gleichzeitig nannte man einen um 100 US-Dollar günstigeren Kaufpreis gegenüber der XboxOne. Microsoft blieb nichts anderes übrig, als wenig später zurückzurudern und auf die umstrittenen Maßnahmen zu verzichten.

Trotzdem wurde Sony mit fast doppelt so vielen Vorbestellungen belohnt.

 

Die Xbox One von Microsoft kommt am 22. November 2013 in den Handel. (Bild: Microsoft)

 

Sony und der Schuldenberg

Sony kann sich unterdessen alles andere als entspannt zurücklehnen. Seit einiger Zeit steckt der japanische Konzern in tiefroten Zahlen. Im November 2012 wurde Sonys Kreditwürdigkeit von der Rating-Agentur Fitch auf „junk“ (Ramsch-Niveau) herabgestuft. Einige Zeit lang machte hinter vorgehaltener Hand die Frage die Runde, ob die PlayStation 4 überhaupt veröffentlicht werden kann oder ob der Hersteller nicht schon vorher auseinandefällt, bzw. zerschlagen wird.

Die PlayStation 3 verkaufte sich gut, hinterließ jedoch aufgrund hoher Gerätesubventionen und Spiele-Absatzzahlen unter erwartetem Niveau ein Milliardengrab. Zudem entpuppte sich die PS Vita als größter Flopp der Konsolensparte. Auch in den anderen Unternehmsbereichen sieht es alles andere als rosig aus. Der Hifi-Markt ist schon lange gesättigt und im Bereich der Flat-TVs herrscht ein knallharter Verdrängungswettbewerb, in dem Sony zuletzt immer weniger eine gute Figur machte.

Das Unternehmen treibt einen gigantischen Schuldenberg vor sich her - höher als der von EA, Google, Microsoft und Apple zusammen. Wird die PlayStation 4 kein voller Erfolg, könnte das Ende des japanischen Traditionsunternehmens nahen, wird in Börsenkreisen spekuliert.

 

Die PlayStation 4 von Sony kommt wenige Tage nach der Xbox, nämlich am 29. November 2013. (Bild: Sony)

 

Da war doch noch Nintendo?

Auch Nintendo hat nichts Gutes zu berichten. Zwar ist man mit dem 3DS zufrieden, die WiiU hingegen hat sich als großes Sorgenkind entpuppt. Nach einem guten Start hatte die jüngste Nintendo-Konsole 2013 einen deutlichen Verkaufseinbruch hinzunehmen. Eine Rettung ist kaum in Sicht. Das sah sogar Präsident Satoru Iwata ein und gab Anfang des Jahres offen zu, dass zu diesem Zeitpunkt nur mittelmäßige Spiele erhältlich waren und andere noch auf sich warten lassen würden. Doch außer einem neuen Teil der Zelda-Saga ist bisher kein neuer großer Kracher im Spieleportfolio aufgetaucht.

Kein Wunder, denn viele Spieleentwickler haben die WiiU inzwischen aufgegeben, bzw. in Entwicklung befindliche Spiele sogar eingestellt. Die Hardwarebasis zu schlecht, die Hardware zu schwach: Selbst Spiele auf dem technischen Niveau von PS3/Xbox360 seien nur bedingt möglich, heißt es seitens der Spieleentwickler. Das wieß Nintendo jedoch entschieden von sich. Die PowerPC-Plattform der WiiU sei eben eine andere. Hätten sich Programmierer einmal an sie gewöhnt, würden sie der WiiU einiges an Leistung entlocken können, so Nintendo. Sind die Spieleentwickler also schuld an mittelmäßigen WiiU-Spielen?

Puzzeln, Knobeln und Bowlen in bunten japanischen Bonbon-Welten: Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die WiiU, wie schon die Vorgängerkonsole, in einer Flut von Kitsch-Spielen zu ertrinken droht. Doch dieser Markt ist bereits gesättigt - mit der Vorgängerkonsole.

 

Die WiiU von Nintendo. (Bild: Takimata)

 

Wenn zwei sich streiten und ein Dritter am Boden liegt, freut sich der Vierte

Valve nutzt die Gunst der Stunde und holt zum Rundumschlag aus. Die Ankündigung vor wenigen Tagen, dass Steam OS als quelloffenes PC-Betriebssystem und Steam Machines 2014 auf den Markt kommen werden, dazu ein revolutionärer Controller, der eine Brücke zwischen PC- und Konsolenwelt schlägt, dürfte genau passend gewesen sein, um Videospiele-Fans, die auf Xbox One und PlayStation 4 warten, zu sagen: Achtung, da kommt noch was! Seid gespannt und entscheidet nicht vorschnell! Vor allem auf Microsoft scheint man es abgesehen zu haben: SteamOS gegen das unbeliebte Windows 8 - SteamMachines gegen die negativ angehauchte XboxOne.

Es wird also richtig spannend. Ob die Steam Machine der PlayStation 4 Paroli bieten kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Spätestens beim Beta-Test dürften viele weitere Details, sowie die Leistungsfähigkeit der Hardware bekannt werden. Hardware und Steam-Angebot müssen stimmen, um die Spieler von Steam OS und der Steam Machine überzeugen zu können. Die PlayStation besitzt eine große Spieler-Basis. Es hängt ganz vom Erfolg der PlayStation 4 ab, ob Spieler zur Steambox übersiedeln werden.

Nintendo wird mit seiner WiiU nicht nur von der PlayStation 4 und Xbox One, sondern nun auch noch mit den Steam Machines überrollt werden. Dass die WiiU, die ohnehin schon wie Blei in den Regalen liegt, noch einmal aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen wird, darf stark bezweifelt werden. Viele Spieleentwickler haben der Konsole den Rücken gekehrt und am mangelnden Drittherstellersupport sind in der Geschichte der Videospiele schon einige andere Konsolen gestorben. Der Steam Machine wird die WiiU daher keineswegs im Wege stehen.

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