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Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Artikel erstellt von Doppelpunkt am 16.12.2012
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Wo sind die Gemälden gleichenden Impressionen der Elbenstadt Rivendell, die sich in "Der Herr der Ringe" noch zwischen gewaltigen, atemberaubend schönen Wasserfällen und warmen Fluten aus goldenem Licht an den Berg schmiegte? Sie haben leider ausgedient. Stattdessen: Ein großer Wasserfall wie aus Nachbars Urlaubsvideo… na und? Willkommen neue Sachlichkeit! Im Streben nach dem ultimativen Super-Hyper-Mega-Realismus ist die Poesie der Bilder verloren gegangen. Doch gerade Elben, Hobbits und Zwerge brauchen eben diese.

Genau deshalb vermag "Eine unerwartete Reise" auch so wenig zu berühren. Der Raum für die eigene Fantasie ist gnadenlos mit überflüssigen Informationen und Details zugemüllt. Hey, aber dafür hat Elbenkönigin Galadriel jetzt Falten um die Augen, awesome. Ja, und Bilbos Hobbit-Füße sehen billig aus und wirken noch unechter. Der Film lässt keine Möglichkeit ungenutzt, um zu zeigen, dass er ein Film ist. Übrig bleibt nur das Erstaunen über die technischen Möglichkeiten, in denen sich Jackson und sein Team offensichtlich plan- und ziellos verlaufen haben.

Richtig gut ist "Der Hobbit" nur, wenn Horden von Orks durch die Unterwelt preschen oder Wargen-Rudel über die Hügel hetzen. Das kommt dann genauso gut wie in "Der Herr der Ringe". Allerdings liegt auch hier der sprichwörtliche Teufel im Detail, denn nur zu leicht verliert man in der Welt aus superrealistischen Orkwarzen und herausstechenden Make-up-Rändern den Überblick und sensiblen Gemütern wird durch die gestochen scharfe Darstellung von Hautkrankheiten, wie etwa beim Ork-König oder Gollums Hautschuppen der Griff in die Popcorntüte verleidet.

Mir stellt sich abschließend die Frage, ob die heute zur Verfügung stehende Technologie das Kinoerlebnis wirklich zwingend verbessert und darum partout angewandt werden muss? Wo bitte liegt der dramaturgische Sinn in der lupenreinen Darbietung ausgefallener Kunsthaare? Sollten Filmemacher nicht in erster Linie darauf achten, Geschichten gut und unterhaltsam zu erzählen? Letzteres ist Jackson mit "Der Hobbit" leider nicht gelungen. Schade!

6/10

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