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No More Heroes 2: Desperate Struggle
Wir Videospieler verfallen allzu leicht der Versuchung, Vergleiche zu anderen Branchen, in der Mehrheit wohl der Film-Industrie, anzustellen. Ein weitläufig verbreiteter Vergleich ist jener zwischen Goichi Suda, besser bekannt als Suda51, und Meister-Regisseur Quentin Tarantino. Die Vergleiche erklären sich aus den durchaus vorhandenen Gemeinsamkeiten zwischen den Werken beider Persönlichkeiten: Sie teilen beide die Leidenschaft ihre Lieblingswerke innerhalb der eigenen Schöpfungen mehr oder weniger sichtbar zu verewigen oder diese zu sezieren, um sie im Anschluss wieder neu zusammen zu setzen. Weder Suda noch Tarantino scheuen sich vor der teils exzessiven Darstellung von Gewalt in sowohl abstrakter wie auch realistischer Form. Sie schrecken auch nicht davor zurück in Gegenden vorzustoßen, die schon an der Grenze zum Trash stehen (Stichwort: Fünf-Punkte-Pressur-Herz-Explosionstechnik). Und beide hegen und pflegen ihre Anhängerschaft mit unzähligen (Eigen-)Zitaten und Anspielungen. Kein Wunder also, weshalb No More Heroes 2: Desperate Struggle von einer kleinen, aber dafür umso treueren Gruppe mit Spannung erwartet wurde, auch wenn der Vorgänger nur mit dieser Fan-Brille auf der Nase halbwegs genießbar war.
Was ist nur aus Travis Touchdown geworden? Einst war er der Nummer-Eins-Killer von Santa Destroy und jetzt gammelt der schräge Otaku mit der gewagten Frisur auf Platz 51 herum? Wie konnte das denn passieren? Darauf gibt das Spiel in der einleitenden Zwischensequenz auch keinen wirklichen Hinweis. Stattdessen streiten sich Travis und Silvia, die sich bei der United Assassins Associatio“ noch immer um die lustigen Scharmützel kümmert, bei denen sich die Killer gegenseitig zum Vergnügen des Publikums zerschnetzeln, ob diese Information für den Spieler überhaupt von Interesse ist, womit wir mitten in der schrägen Welt eines Suda51-Spiels angekommen wären. Zumindest hat Travis aber eine persönliche Motivation erneut zur Laserklinge zu greifen, da Freund Bishop von einer Bande beim gemütlichen Porno schauen vor dem Computer geradezu hingerichtet wurde. Und mit etwas anderem als den ersten Platz gibt sich jemand mit dem Nachnamen Touchdown ohnehin nicht zufrieden.
Was gleich zu Beginn sichtbar wird: Die Entwickler hatten ein Einsehen mit den Beschwerden vieler Kritiker und Spieler und haben die Open-World-Struktur des Vorgängers auf die Müllhalde verbannt. Vorbei die Zeiten, in denen man sich mit Travis wieder und wieder auf einer langweiligen Oberwelt, die unter enormen technischen Problemen litt, von A nach B quälen musste, nur um mit ein paar Nebenverdiensten das Portemonnaie zu füllen. Von eurem Apartment aus, welches wieder den Ruhe- und auch zentralen Speicher-Punkt zwischen den Missionen und Minispielen darstellt, wählt ihr stattdessen nun ganz bequem über ein schlichtes Menü das nächste Ziel aus. So einfach wie schmerzlos. Zusammen mit Super Mario Galaxy 2 ist es zwar fraglich, schon von einer Richtung zu sprechen, aber es ist doch erfreulich zu sehen, dass manche Entwickler endlich vom Trend, auf Biegen und Brechen auf den Pfaden der vielen Open-World-Spiele wandeln zu wollen, Abstand nehmen. Im Apartment selbst wird der Spieler einmal mehr Zeuge von der typischen Detailverliebtheit der Macher. Travis schmückt seine Wohnung als echter Otaku natürlich nach und nach mit Model-Kits, Postern, Kissen mit Manga-Mädels als Motiv und vielen anderen Gegenständen, die ihr im Laufe der Missionen einheimsen könnt. Schaltet man den Fernseher ein, kann der Vorspann eines fiktiven Moe-Animes angesehen werden, zu dessen Fans sich Travis zählt. Erschreckend ist dabei auch, wie leicht man sich diese Parodie auch als völlig ernst gemeinte Produktion vorstellen kann. Beobachter und Genießer der japanischen Zeichenkunst können über den Trend der letzten Jahre ein trauriges Liedchen singen. Dem nicht genug, lässt sich auch ein Lizenz-Shooter mit den sehr minderjährig ausschauenden und knapp bekleideten Mädchen auswählen, der gerne mehr Levels hätte besitzen dürfen. Und dann gibt es auch noch Travis‘ einzige wirkliche Herzensdame in dessen Leben, während Silvia eher für die unteren Regionen zuständig ist: Katze Jeane. Da die Gute allerdings auf Grund der umfassenden Fürsorge ihres Besitzers ein paar Pfunde zu viel angesetzt hat, muss sich dieser um ihr Fitness-Programm kümmern und in kurzen Minispielen zwischen den eigentlichen Missionen Jeane zur Bewegung motivieren.
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