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Koramu #4

Artikel erstellt von Jens Sobotta am 12.03.2011
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Für die Japaner war der 27. Januar aber nicht nur wegen des PlayStation Meeting 2011 interessant. An diesem Donnerstag erschien zum einen das langersehnte RPG The Last Story für Nintendos Wii. Das aller Wahrscheinlichkeit letzte Spiel von Final-Fantasy-Erfinder Hironobu Sakaguchi ging in der ersten Woche rund 114.000 Mal über die Ladentheke und ließ damit mit 12.000 mehr verkauften Einheiten Segas dritten Teil von Valkyria Chronicles (PSP) hinter sich. Ebenfalls an diesem Tag für japanische Spieler interessant war Kenka Bancho 5, eine Mischung aus Prügelspiel und RPG, das selbstverständlich niemals die Vulkaninsel verlassen wird, dafür aber wenige Tage vor Release durch eine Kooperation mit der Bento-Kette Honke Kamadoya auf sich aufmerksam machte. Eine Bentobox ist prinzipiell nichts anderes als eine Lunchbox für die Mittagspause. Schulkinder bekommen sie für gewöhnlich von ihren Müttern zubereitet, mancher Büroangestellter sogar von seiner Ehefrau. Käuflich erwerblich sind Bentos natürlich ebenfalls. Das Interessante an dieser Kooperation: Anstatt das lediglich Honke Kamadoya im Spiel beworben wird, ist eines der im Spiel zur Erfrischung für den Hauptcharakter erwerbbare Bento für 530 Yen (rund 4,50 Euro) noch bis zum 31. März 2011 auch in realen Honke Kamadoya-Restaurants verfügbar. Der Name der Bentobox lautet Nori Menchi Katsu Bento und soll angeblich für die nötige Kraft für den Rest des Tages sorgen. Doch weshalb ich das Spiel überhaupt erwähne: Im Story-Mode findet ihr ein kleines Hundewelpen, um das ihr euch ähnlich der Katze in Shenmue kümmern könnt. Süß. Und nein, ein etwaiges Shenmue 3 vergessen wir an dieser Stelle mal wieder ganz schnell. Wird nicht passieren, zumindest nicht in diesem Universum. Yu Suzukis Aussage, dass Sega einem Shenmue 3 zustimmen, wenn es kein hohes Budget erfordern würde, ist gleichzeitig nämlich auch ein klares Dementi. Ein neues Shenmue mit geringem Budget? Unmöglich. Und das weiß Yu Suzuki, genauso wie die Fans.

Ebenfalls am 27. Januar 2011 veröffentlichte Atlus Japan die spielbare Demo zu Catherine, die erstmals Einblick in die Spielmechanik des interessanten Genremix bot. In Catherine schlüpft ihr in die Rolle von Vincent, dessen Freundin Katherine nach mehreren Jahren Beziehung dazu drängt endlich zu heiraten. Vincent liebt Katherine, weiß aber nicht, ob er dazu bereit ist sie auch zu heiraten. Nicht nur deswegen wird Vincent von schlimmen Alpträumen geplagt, als die frivole Catherine sich an ihn ranschmeißt, begeht Vincent quasi im Schlaf den Fehler, den man nie begehen sollte: Er geht fremd. Hinzu gesellen sich immer mehr Meldungen über Menschen, die verwest in ihren Betten tot aufgefunden wurden. Angeblich wurden sie von Alpträumen geplagt. Zugegeben, das mag zwar mysteriös aber auch sehr seltsam klingen. Gut so, denn Catherine ist das erste „Next-Gen“-Spiel des Persona-Teams – und die kennen sich bekanntlich mit mysteriösen Geschichten in Kombination mit der sozialen Verbindung der einzelnen Charaktere bestens aus. Anders als etwa in Persona 4 ist Catherine, abseits der sozialen Interaktion, kein RPG, sondern ein – hört, hört! – Puzzle-Spiel im Stile von Cube oder Q*Bert. Während seiner Alpträume muss Vincent Blöcke hinaufklettern. Hierfür verschiebt ihr besagte Blöcke, bildet Treppen oder verbindet zwei mit einem Abgrund getrennte Ebenen. Alles unter Zeitdruck versteht sich. Von Nacht zu Nacht werden diese Passagen immer trickreicher, so dass man hier und da mit Trial and Error an die Sache herangehen und dabei ein wenig sein Gehirn anstrengen muss. Für viele Japaner war das scheinbar zu schwer, weshalb Atlus bereits kurz nach Release an einem Patch arbeitete, der den Schwierigkeitsgrad mitunter etwas abschwächte. Der Super Easy Mode soll so nun seinem Namen gerecht werden, während auf Normal und Hard die Extraversuche (in Form von Kissen!) sowie Hinweise zur Lösung der hektischen Blöckeknobelei erhöht wurden. Abseits der Puzzle-Einlagen plagt sich Vincent mit seinem Frauenproblem herum, interagiert mit anderen Personen und trifft dabei schwerwiegende Entscheidungen, die wiederum auf das Ende des Spiels Einfluss nehmen. Wer das übrigens nicht möchte, drückt im Titelbildschirm L3 sowie R3 (PS3-Fassung) gleichzeitig, damit werden die Änderungen des Patches rückgängig gemacht. In der Xbox-360-Version ist die Back-Taste dafür zuständig.

Catherine ist gewiss kein Spiel für den westlichen Massenmarkt, wird aber mit Sicherheit eine ähnliche Akzeptanz wie auch bereits Persona 3 und 4 finden. Lange Zeit war ungewiss, ob und wann Atlus Catherine im Westen veröffentlichen wird. Vor kurzem dann der Schock: Man verkündete, dass man derzeit keine Pläne habe, das Game zu lokalisieren. Ein Raunen ging durch das Internet, viele eingeschworene Fans wandten sich von Atlus ab. Einen Tag später folgte eine mysteriöse Mail an alle Newsletter-Abonennten: In schwarzer Schrift auf pinken Hintergrund fragte der Hersteller nach, ob man sie noch immer mögen würde, fünf Tage später folgte dann die nächste, Wort-verspielte Mail: Cat's out of the bag. Coming Summer 2011. Ein netter PR-Stunt der Marketing-Abteilung, der leider von Gamestop etwas ruiniert wurde, da diese einen Tag zuvor für wenige Stunden das Spiel für den 26. Juni 2011 (USA, ein Europa-Termin folgt sicherlich bald) gelistet hatten. Ob Atlus noch mehr PR geplant und nach dem Gamestop-Leak schnell reagiert hatte? Man kann nur darüber rätseln. Weshalb man überhaupt so weit ging und zunächst behauptete, dass man keine Pläne habe, das Spiel im Westen zu veröffentlichen, entzieht sich ein wenig meiner Logik, aber wie bereits häufiger an dieser Stelle betont: Ich arbeite nicht im Marketing. Also was weiß ich denn schon... Wollte man mit negativer PR das Spiel stärker bewerben? Catherine war zu seinem Release am Valentinstag in Japan bei denen, die es im Westen interessiert, in aller Munde, alle anderen hat vermutlich selbst die erste, negative Meldung nicht sonderlich interessiert. Wie dem auch sei: Catherine erscheint im Sommer im Westen, was meiner Meinung nach ein intelligenter Schachzug ist, auch wenn das Spiel auf dem Massenmarkt wohl nicht sehr erfolgreich sein wird, aber immerhin entgeht man so den Blockbustern im Herbst sowie zum Weihnachtsgeschäft.

Komplett neu war dieser PR-Stunt übrigens nicht. Bereits Square Enix hatte vor Jahren einen Release von Xenogears auf der PS2 dementiert, obwohl man insgeheim bereits an der Lokalisierung gearbeitet hatte. Auch damals waren zunächst viele Fans enttäuscht. Nettes Detail übrigens am Rande: Im Japanischen wird Catherine in Katakana geschrieben, den Schriftzeichen für ausländische Wörter. Der Japaner unterscheidet dabei nicht zwischen C und K, weshalb sowohl Katherine wie auch Catherine mit den gleichen Schriftzeichen geschrieben werden, was nicht nur bei Vincent, sondern auch beim Spieler (von den Entwicklern beabsichtigt!) für Verwirrung sorgt. Schade: Leider ist dieser Verwirrung selbstredend nicht übersetzbar. Catherine hat sich in Japan innerhalb zwei Wochen bereits rund 162.000 Mal für PS3 verkauft, was auf den ersten Blick sich nach wenig anhört, für ein neues Franchise aber ein sehr guter Wert ist. Mit seinen 22.000 abgesetzten Einheiten hüllen wir übrigens mal den Mantel des Schweigens über die 360-Version. Dass Microsofts Jumbojet keine Akzeptanz in Nippon findet, ist letztlich auch keine neue Erkenntnis mehr.

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