Hallo, du bist nicht eingeloggt. Registrieren?  

special

Koramu #1

Artikel erstellt von Jens Sobotta am 02.05.2010
zurück | 1 | 2 | 3 | 4 | weiter

Dragon Quest ist ein kulturelles Phänomen. Nahezu jeder kennt es, nahezu jeder hat es bereits mal gespielt. Der Unterschied zu Nintendos Pocket Monsters, oder wie wir es heute durch die Abkürzung Pokémon kennen, besteht lediglich darin, dass Yuji Horis' Spiel sich nicht nur an die jüngeren Spieler richtet, sondern durchweg von jeder Altersgeneration gespielt wird. Seien es die kleinen Kinder in der Grundschule, die Highschool-Schüler, Studenten, Arbeitnehmer oder Leute, die generell nicht so viel mit Videospielen am Hut haben. Fragt man etwa einen Arbeitnehmer, weshalb er Dragon Quest spielt, antwortet dieser mit: „Es erinnert mich an früher“. Es gibt nicht wenige Japaner, die sich die besseren, alten Tage zurückwünschen. Eine Zeit, in der die Rezession noch nicht herrschte, Japan ein Land des Aufstiegs war. Vielleicht aber auch ein Sprung in die eigene Kindheit, in der die Dinge noch unkomplizierter waren, man keine Verantwortung hatte, außer dem immensen schulischen Erfolgsdruck, unter dem Japans Schüler stehen. Vermutlich seid ihr schon in unsere allerliebste Freizeitbeschäftigung YouTube über das Lied Okkusenman gestolpert. Dass die Musik ein Cover der Dr. Willy Stage 2 aus Mega Man 2 ist, macht die Sache erst grandios, vielmehr geht es mir aber um den Songtext, der sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Er handelt von einer Person, die ihrer Kindheit nachtrauert, an die unkomplizierte Zeit zurückdenkt. Eine Erinnerung an die Kindheit, in der die Person nach den Schulaufgaben Zeit für seine Lieblingsbeschäftigung hatte, egal ob dies nun Videospiele, Animes, Manga, Live-Action-Serien wie Ultraman oder das Treffen mit den Freunden war. Heute stolpert er hingegen von Tag zu Tag, ohne Zeit für sich zu haben. Dragon Quest spielt mit diesen Gefühlen.

Ironischerweise wurde aber genau deshalb Dragon Quest IX Opfer seiner selbst. Oder anders ausgedrückt: Square-Enix, die heute gemeinsame Geschäfte machen und nicht mehr in Konkurrenz stehen, plante zu früh. Teil IX, der letztes Jahr im Sommer bereits in Japan erschienen ist und noch immer kein konkretes Veröffentlichungsdatum für Europa oder die USA besitzt, sollte ursprünglich nämlich ein Mutiplayer-Action-Game werden. Keine Zahlen, keine Zufallsbegegnungen, kein langwieriges Abfarmen nach besserer Ausrüstung. Teil Neun sollte die Essenz eines anderen Spiels fortführen, einem Spiel, das gleich auf seiner Verpackung dem Käufer erklärt, von was es handelt. Vielleicht ist Monster Hunter dadurch das ehrlichste, je erschienene Spiel.

Monster Hunter ist eines dieser kulturellen Phänomene, die Japan in den letzten Jahren heimgesucht haben, ironischerweise aber nur auf der PlayStation Portable funktioniert, während Nintendos Pokémon oder gar Dragon Quest selbst auf anderen Plattformen die Menge magnetisch anziehen. Capcoms Monsterhatz erschien ursprünglich auf der PS2 und bewies gleichzeitig, dass Capcom wohl eines der wenigen Unternehmen war, die in der PS2-Ära komplett neue Serien kreierten, unter anderem Devil May Cry, P.N.03, Viewtiful Joe, Killer 7 oder das von viel zu vielen unterschätzte und für mich zu unrecht verabscheute God Hand. Zugegeben, neben Monster Hunter war lediglich das erwähnte Devil May Cry erfolgreich (vier Teile sprechen für einen finanziellen Erfolg, nicht wahr?), doch manchmal muss man eben hinfallen, um wieder aufstehen zu können. Ich bin mir sicher: Eines Tages wird God Hand zurückkehren - und dann wird es perfekt. Vielleicht ist es Shinji Mikamis neuste Kreation Vanquish, das erst vor kurzem in Japan angekündigt wurde. Publisher ist Sega, die Capcom eine lange Nase ziehen könnten, denn Vanquish scheint die Seele God Hands zu erben. Zumindest habe ich diesen Eindruck, folglich hoffe ich, dass ich mich nicht täusche. Mit Shinji Mikami ist jedenfalls der richtige Mann am Werk.

Stellt man Monster Hunters finanziellen Einschlag dem von Devil May Cry gegenüber, war die Jagd nach den großen Viechern klar unterlegen. Doch irgendjemand bei Capcom hat wohl verstanden, unter welchen Umständen das Spiel funktionieren könnte, schließlich gab es eine eiserne Fanbase, die sich online zusammen auf die Jagd begab. Nach einer Erweiterung, die wir unter dem Namen Monster Hunter 2 kennen, folgte der erste PSP-Ableger. Von da an wurde es immer besser, wenn auch der Inhalt im dritten PSP-Spiel, Monster Hunter: Portable 2nd G für die wahren Fans nicht unbedingt neu ist. Monster Hunter war es, das sich als erstes Spiel für Sonys tragbare PlayStation über eine Millionen Mal innerhalb einer Woche verkaufte. Die Woche drauf wanderte es bereits zwei Millionen Mal über die Ladentheken. Der Erfolg war garantiert, bei Capcom zählte man das Geld. Wir dürfen sicherlich dankbar für diese Entscheidung sein, denn dass die Firma anders kann, beweist die Schließung der Okami- respektive God Hand-Entwickler des Clover Studios, die kurzerhand einfach mal ausgebootet wurden. Vielleicht gebe ich Capcom zu viel Kredit, dass sie die Möglichkeiten Monster Hunters erkannt haben, schließlich wurde die erste PSP-Version als „Möglichkeit seinen Charakter auch unterwegs zu spielen“ beworben. Vielleicht war es auch nur ein intelligenter Marketing-Schachzug. Aber wie ich bereits in meiner dreiteiligen Final Fantasy XIII-Vorschau schrieb: Ich arbeite nicht im Marketing.

neue artikel

neue videos

neue screenshots